Ausbildung & Reiten

Abkauübung – so bekommst du ein entspanntes Pferd

Entspannung auf Knopfdruck? Das wünscht sich doch jeder Reiter für sein Pferd, gerade beim Reiten. Zurückzuführen ist diese Übung auf die Reiter der Légèreté und wie das möglich ist, das erfährst du in diesem Beitrag.

Kennengelernt habe ich diese Übung durch meine Reitlehrerin, als wir mit der Ausbildung von Wango begonnen haben. Er hat sehr schnell verstanden, worum es dabei geht und ich mache sie meistens vor und nach dem Aufsteigen, bevor ich losreite, um seine Aufmerksamkeit und Nachgiebigkeit abzufragen.

Das Trainingsziel

Das Ziel dieser Übung ist es den Kiefer des Pferdes zu lockern und ein Abkauen zu erreichen. Dadurch entspannt sich das Pferd im Genick, gibt nach und wird rittiger. Diese Übung sollte jederzeit an jedem Ort abrufbar sein, denn so bekommst du auch in Stresssituationen dein Pferd wieder aufmerksam.

Welches Zubehör benötige ich?

Eigentlich brauchst du nur eine Trense mit Zügeln, wenn du die Übung erstmal vom Boden aus machen möchtest. Am besten eignet sich ein Olivenkopfgebiss oder eine Schenkeltrense, damit du das Gebiss nicht durchs Maul ziehen kannst.

Kennt das Pferd die Signale bereits, kannst du die Übung auch von oben aus machen und benötigst evtl. einen Sattel.

Du kannst das Abkauen an jedem Ort, egal ob am Putzplatz, in der Halle oder auf dem Reitplatz und auch im Gelände abfragen.

Welche Hilfen muss ich geben?

Du stellst dich seitlich neben den Pferdekopf, führst den äußeren Zügel über das Genick und hältst ihn in Höhe der Ganasche in einer Hand. Den inneren Zügel hältst du in der anderen Hand, mit dem Zeigefinger im Gebissring. Dann führst du beide Hände langsam aufeinander zu.

Sobald das Pferd im Unterkiefer nachgibt, gibst auch du nach. Das heißt aber nicht, dass du die Zügel wegschmeißt, sondern du nimmst nur den Druck weg und hältst dabei leichten Kontakt zum Pferdemaul. Hört das Pferd auf zu kauen und/oder hebt den Kopf, wiederholst du die Hilfen, bis es wieder nachgibt. Anschließend ein paar Schritte vorwärts gehen und wieder von vorne beginnen. Dies wiederholst du 4-5 mal, dann sollte dein Pferd schon wissen, was es zu tun hat, wenn du nur einen Anflug vom Zügel zusammenführen machst.

Kennt dein Pferd die Arbeit am kurzen Zügel vom Boden, so kannst du die Übung auch im Schritt durchführen, wenn es verstanden hat, was es auf deine Hilfengebung tun muss.

Du kannst dich auch erstmal vor dein Pferd stellen, mit den Fingern in die Gebissringe fassen und diese leicht nach außen ziehen, bis dein Pferd zu kauen beginnt

Natürlich kannst du das Abkauen auch vom Sattel aus abverlangen, indem du deine Hände nach oben führst und dabei langsam eine Faust machst. Dabei baust du Druck aufs Gebiss auf (quasi wie auch schon vom Boden aus). Wichtig dabei ist aber, dass du deine Hände wirklich nur nach oben hebst und nicht zu dir hin ziehst, denn dann wirkt der Druck direkt auf Maulwinkel und Zunge.

Öffnet dein Pferd sein Maul ein wenig und beginnt zu kauen, öffnest und senkst du deine Hände sofort wieder, hältst aber den Zügelkontakt. Um den richtigen Zeitpunkt zum Nachgeben zu erwischen, kannst du dir auch einen Helfer dazu holen, der dir sagt, wann dein Pferd beginnt zu kauen. Mit der Zeit wirst du dies dann auch selber spüren.

Zu Beginn verlangst du die Übung im Stehen, wenn dein Pferd sie verstanden hat, kannst du sie auch im Schritt ausführen. Für Fortgeschrittene Pferd-Reiter-Paare eignet sich natürlich auch die Ausführung im Trab und Galopp.

Mögliche Probleme

Problem 1: Das Pferd hebt sich heraus!

Versucht dein Pferd dem Druck durch Herausheben zu entkommen, baue diesen weiterhin auf, bis das Pferd auch nur den kleinsten Hinweis gibt, nachgeben zu wollen. Dann gibst du auch sofort nach und lobst es ausgiebig.

Meist versucht sich das Pferd herauszuheben, wenn es noch keine ausreichende Muskulatur hat, um sich aufzurichten. In diesem Fall bietet es sich an, das Pferd erstmal so lange vorwärs-abwärts zu trainieren, bis sich die entsprechenden Muskeln gebildet haben.

Problem 2: Das Pferd legt sich auf den Zügel bzw. zieht ihn aus der Hand!

Hast du zu viel Gewicht in der Hand, wenn dein Pferd „nachgegeben“ hat, legt sich dein Pferd auf den Zügel. Dann gibst du kurze Arrets, um dem Pferd klar zu machen, dass es falsch liegt. Arrets sind kleine, leichte Impulse nach oben (nicht zu dir hin!), die das Pferd dazu bringen, seinen Kopf wieder selber zu tragen. Dabei bitte NUR dir Fäuste schließen und wieder öffnen und NICHT mit den Armen nach oben ziehen!

Dieses Problem haben meist Pferde, die sich noch nicht korrekt ausbalancieren können. Sie laufen auf der Vorhand, da sie mehr Gewicht auf die Schultern verlagern, um den Rücken zu entlasten und die schwache Hinterhand auszugleichen. Oft sind dies auch Pferde mit massiven, kurzen und tief angesetzten Hälsen oder wenn sie bereits schlechte Erfahrung mit der Reiterhand gemacht haben.

Problem 3: Das Pferd verkriecht sich hinter dem Zügel!

Kommt dein Pferd mit dem Kopf hinter die Senkrechte, ziehst du wahrscheinlich mit den Zügeln zu stark nach hinten, anstatt nach oben. Dabei entzieht es sich durch „abtauchen“ der falschen Hilfengebung.

Gehe erst einmal ein paar energische Schritte vorwärts und gebe deinem Pferd leichte Arrets, um den Kopf wieder anzuheben, und beginne von Neuem. Diesmal allerdings mit einer Aufwärtsbewegung der Zügel.

Testet diese Übung gerne mal aus und berichtet mal, wie sie bei euch im Stall aufgenommen wird. Ich bin gespannt!

Anna

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