Über Tempo, Rhythmus und Takt – worauf muss ich achten?
Tempo und Rhythmus werden von Reiter:innen häufig falsch verstanden bzw. teilweise von Reitlehrer:innen auch falsch kommuniziert. Dabei sind diese beiden Unterpunkte ein ganz wichtiges Thema in jeder Reitweise! Tempo und Rhythmus ergeben zusammen nämlich den 1. Punkt der Skala der Ausbildung: den Takt.
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Inhalt
Trainingsziel
Das Ziel ist es beim Reiten und auch bei der Bodenarbeit den Rhythmus beizubehalten, auch wenn das Tempo und dadurch auch der Takt sich ändern.
Was brauche ich dafür?
eine Trainingsmöglichkeit. Sei es ein Dressurplatz, der Longierzirkel oder das Gelände.
Definition der Begriffe
Was ich mit meiner ersten Aussage meine ist, dass der/die Reitlehrer:in z.B. ein flotteres Tempo fordert und der/die Reiter:in daraufhin das Pferd dazu animiert schneller zu laufen. Schneller in dem Sinne, dass die Anzahl der Schritte, Tritte oder Sprünge pro Minute steigt. Doch was ist daran falsch?
Tempo
Unter dem Begriff Tempo versteht man zwar die Geschwindigkeit des Pferdes, aber definiert als Schrittlänge und nicht als Frequenz. Du verstehst gerade nur Bahnhof? Stell dir vor du möchtest den Schritt deines Pferdes verstärken. Dabei erweiterst du NUR die Schrittlänge, nicht aber die Schnelligkeit der Schritte! Das ist das Tempo. Und darum spricht man bei Verstärkungen und Versammlungen auch von Rahmenerweiterungen/-verkürzungen. Das sind die verschiedenen Tempi der Gangarten.
Zur Orientierung liste ich dir hier mal die Referenzwerte für die Schrittlängen in den einzelnen Gangarten in Metern auf:
- Schritt: 1,57-1,93 m
- Trab: 2,50-3,55 m
- Galopp: 2,00-3,47 m
- Piaffe: 0,20 m
Auf die Piaffe komme ich in einem späteren Beispiel noch mal zu sprechen, deshalb habe ich sie hier mit aufgeführt. Diese Distanzen sehen im erstem Moment wahrscheinlich recht lang aus. Das liegt daran, dass ein Schritt immer die Distanz zwischen zwei aufeinander folgenden Schritten desselben Bein definiert. Ansonsten würde man von Halbschritten sprechen.
Rhythmus
Der Rhythmus einer Gangart ist die Schrittfrequenz, also die einzelnen Schritte pro Minute. Die Zeit zwischen zwei Schritten sollte immer die gleiche sein, wie ein Metronom in der Musik. Bei jedem „tack“ macht dein Pferd einen Schritt bzw. Halbschritt, setzt also immer dann den Huf auf. Den Rhythmus gibt für gewöhnlich das Pferd vor, denn jedes Pferd hat seinen individuellen, in dem es sich gut ausbalancieren kann.
Der Rhythmus einer Gangart wird in Schritten, Tritten oder Sprüngen pro Minute definiert. Auch hier habe ich Richtangaben für dich:
- Schritt: 40-60 Schritte/min
- Trab: 55-90 Tritte/min
- Galopp: 80-120 Sprünge/min
- Piaffe: 55 Tritte/min
Beispiel:
Jetzt komme ich noch mal auf die Piaffe zurück. Diese Lektion ist ein Trab auf der Stelle. Schaust du dir nun die Angaben bei Tempo und Rhythmus an, kannst du Folgendes feststellen: Der Rhythmus beim Trab und in der Piaffe ist identisch. Im Trab legt dein Pferd bei einem Tritt allerdings 2,50-3,55 m zurück, während es in der Piaffe lediglich 20 cm sind. Daraus resultiert, dass sich das Pferd ohne Tempo, aber im Rhythmus bewegen kann. Ebenso auch bei der Galopppirouette.
Takt
Und damit kommen wir nun zum Takt. Dieser wird häufig mit dem Rhythmus verwechselt, ist aber das Resultat aus dem Tempo und dem Rhythmus.
Takt = Tempo x Rhythmus
Der Takt wird in m/min gemessen. Das ergibt sich aus der Schrittlänge und den Schritten pro Minute und zeigt folgende Referenzwerte:
- Schritt: 62-115 m/min
- Trab: 137-320 m/min
- Galopp: 160-416 m/min
- Piaffe: 11 m/min
Vergleichswerte von Wango
und dem Durchschnitt der Equisense-Community
Ausschnitt aus der Equisense-App
Möchtest du nun eine höhere Geschwindigkeit reiten, die Taktfrequenz quasi erhöhen, musst du entweder die Schrittlänge erweitern, den Rhythmus erhöhen oder beides.
Was ist bei Taktfehlern?
Taktfehler können z.B. körperliche Schäden wie Verletzungen, Verspannungen oder andere gesundheitliche Probleme aufdecken. Diese sollten von einer:m Tierarzt:in oder Physiologen:in etc. entsprechend behandelt werden.
Ist das Pferd allerdings körperlich gesund, könnten unzählige Einflüsse die Ursache für Taktfehler sein. Die häufigsten sind aber ein übereilter Rhythmus/Takt, das Pferd ist nicht im Gleichgewicht, der Reiter treibt falsch oder wirkt zu stark mit der Hand ein, das Pferd leidet unter mangelnder Losgelassenheit… Gerade bei Pferden, die noch in der Grundausbildung sind, ist das meist der Fall.
Wie kann ich den Takt verbessern?
- Reitübung #6 – Das Stangen-Geschenk
- Reitübung #10 – die Kontervolte
- Reitübung #15 – folge dem Kompass
weitere Reitübungen findest du hier!