Abkühlung gefällig? – Wie dusche ich mein Pferd richtig?
Ich parke gerade am Stall und sehe, dass eine Reiterin vom Ausritt wiederkommt, Trense, Sattel und Gamaschen abmacht, das Pferd am Putzplatz anbindet und direkt mit dem Wasserschlauch auf die verschwitzen Stellen hält. Tropfnass geht es dann auf die Weide zurück zu den anderen. Fast zeitgleich wird ein anderes Pferd bei 35°C von der sonnigen Koppel geholt und zur Abkühlung am ganzen Körper und am Kopf abgeduscht. Man sieht dem Tier richtig an, dass er es am Kopf nicht mag. Anschließend noch schnell mit dem Schweißmesser drüber und ab in die zugige Box. Ich stand nur kopfschüttelnd da und dachte mir „Stopp! Was macht ihr da?“
Klar bin ich auch kein Profi, was den Umgang mit Pferden angeht, aber ein bisschen Grips und Verstand habe ich schon. Ich mache ja auch nicht die Dusche an und stelle mich sofort unter das kalte Wasser, oder? Ich möchte mit diesem Artikel auch niemanden angreifen, sondern euch nur Tipps geben, wie ihr euer Pferd am besten duschen könnt, ohne das evtl. Folgen auftreten können.
Inhalt
Ab welcher Temperatur kann ich mein Pferd duschen?
Jedes Pferd reagiert individuell auf Temperaturen, genießt aber das kühle Nass gerade bei heißen Tagen oder anstrengendem Training. Als Faustregel sagt man, dass für ein Pferd eine Dusche ab ca. 20°C Außentemperatur als angenehm und kühlend empfunden wird. Dabei sollte das Wasser aber nicht eiskalt sein, sondern eine Temperatur von 4-10°C haben.
Wie du deinem Pferd neben der nassen Abkühlen an heißen Tagen die Hitze auch noch angenehmer machen kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Bloß nicht gleich mit dem Wasserstrahl draufzielen!
Wenn wir unter die Dusche gehen, halten wir meist erstmal einen Fuß unter das laufende Wasser, um zu schauen wie warm es ist. Dann erst gehen wir langsam komplett drunter. Ähnlich mache ich das auch mit dem Pferd.
Hast du dein Pferd gerade trainiert bzw. aus der Sonne geholt, lasse es erst einmal von sich aus etwas runterkühlen, bevor du mit dem Abduschen beginnst. Nur so entspannen sich die Muskeln. Beginnend bei den Hufen, kühlst du mit dem Wasser den Pferdekörper durch den Blutkreislauf schon mal etwas runter. Dabei fängst du an der entferntesten Stelle des Herzens an.
Machen wir einen kleinen Ausflug in die Anatomie: Das Herz des Pferdes sitzt grob gesagt an der linken Brustseite hinter dem linken Vorderbein. Demnach ist der weit entfernteste Punkt der rechte Hinterhuf.
Also, du beginnst hinten rechts am Huf, gehst über zum linken Hinterhuf, dann vorne rechts und vorne links. Lass dir bei den Hufen ruhig ein wenig mehr Zeit. Jetzt sollte der Pferdekörper schon so weit runtergekühlt sein, dass du dich am rechten Hinterbein hocharbeiten kannst. Starte am Fesselgelenk, dann langsam übers Sprunggelenk bis hoch zum Knie. Dann geht’s auf der anderen Seite weiter und vorne das gleiche Spiel bis zur Schulter.
Da die Nierengegend die empfindlichste Stelle des Pferdes ist, gehst du nach dem Prinzip „von vorne nach hinten“ weiter vor. Du machst also nach den Beinen mit dem Hals weiter. Den Kopf unbedingt auslassen, darauf komme ich später noch einmal zurück! Vom Hals geht es dann über Brust und Schulter zum Bauch und anschließend über den Rücken bis zur Kruppe. Ist das Pferd sehr empfindlich, so spar die Nierengegend am besten aus. Ansonsten kannst du diese zum Schluss noch abspritzen. Aber Achtung! Durch das kalte Wasser ziehen sich die Blutgefäße zusammen und können zu einer schlechten Durchblutung des Organs führen. Daraus folgen Schmerzen und Nierenprobleme.
Aber sein Pferd abzuduschen ist nicht immer nur positiv: Insgesamt sollte die Dusche nicht länger als 5 Minuten dauern, da es sonst zu thermischen Beschädigungen des Gewebes führen kann. Weiterhin können Kreislaufprobleme bei zu kaltem Wasser oder schockähnliche Zustände und Muskelverspannungen die Folge einer unbedachten Kühlung sein.
Nach der Dusche
Nicht zu vergessen ist das Abziehen mit den Schweißmesser nach der Abkühlung. Dadurch wird überschüssiges Wasser aus dem Fell entfernt. Ist zu viel Wasser im Fell, verdunstet dies durch die Wärme bzw. wärmt sich auf, was dann den gegenteiligen Effekt erzeugt. Außerdem werden von dem stehenden Wasser Fliegen und Stechviecher angezogen. Diese kannst du ganz natürlich nach dem Duschen von deinem Pferd fernhalten, indem du es sich auf einem Sandpaddock wälzen lässt.
Auch wenn du dein Pferd mit dem Schweißmesser abgezogen hast, solltest du es anschließend an einen windstillen Ort stellen oder es trocken führen. Denn trotz der Wärme, kann es sich durch den Zugwind erkälten. Natürlich kannst du als Alternative auch für kurze Zeit eine Abschwitzdecke drauf machen.
Was mache ich mit dem Kopf?
Sind nach dem Reiten am Kopf Schweißspuren von der Trense, so kannst du diese mit einem nassen Schwamm abwaschen. Bloß nicht mit dem Wasserstrahl ins Gesicht halten. Viele Pferde mögen das gar nicht und das ist auch berechtigt. Denn die Ohren sind sehr empfindlich. Dringt dort Wasser ein, so kann es zu Schwindelgefühl und Gleichgewichtsproblemen kommen.
Generell kannst du die empfindlichen Stellen oder die, wo sich das Pferd ungerne abspritzen lässt, mit einem nassen Schwamm abtupfen und säubern.
Nicht zu oft Waschen
Als kleinen Tipp zum Abschluss: Auf Shampoo verzichten! Shampoo reizt die Pferdehaut und stört das Hautmilleu. Und ja, auch Pferdeshampoo, wenn es zu oft benutzt wird. Dadurch wird die Haut anfälliger für Pilze, Parasiten und Bakterien. Ich würde es dir lediglich raten, um Dreckflecken aus dem Fell zu entfernen, wenn es z.B. zum Turnier geht. Der Schweif kann jedoch öfter gewaschen werden, aber auch dort bitte an der Schweifrübe aufpassen und die gegebenenfalls aussparen.
Wie duscht ihr eure Pferde im Sommer? Habt ihr Pferdeduschen am Stall oder macht ihr das mit Wassereimer und Schwamm? Schreibt es doch mal in die Kommentare.