Ausrüstung

Der Sperrriemen – was ist seine eigentliche Verwendung?

Oft werde ich gefragt, warum ich denn ohne Sperrriemen reiten würde. Gerade, weil Wango gelegentlich mal die Zunge beim Reiten rausstreckt (er tut das auch bei der Bodenarbeit ohne Gebiss), wäre es ja vorteilhaft, wenn man dieses „Maul aufsperren“ mit einem Sperrriemen verhindern könnte. Denn wie der Name Sperrriemen ja schon sagt, dient er dazu das Maul des Pferdes zuzusperren. Das ist völliger Humbug! 

Wie wird der Sperrriemen korrekt verschnallt?

Leider denken viel zu viele Reiter und Reiterinnen, dass das kombinierte Reithalfter dafür entwickelt wurde Unarten des Tieres durch zuschnüren des Mauls zu verhindern bzw. zu unterbinden. Der eigentliche Gedanke des Sperrriemens war aber ein ganz anderer und viel „netterer“. Nämlich den Druck vom Gebiss bei anstehenden Zügelhilfen auf den Nasenrücken zu übertragen. Dazu wird der Riemen von innen nach außen durch die Gebissringe und wieder zurück zum Nasenrücken geführt, wo er dann in Höhe der Schlaufe locker verschnallt wird. Das Gebiss darf durch das Zumachen des Riemens nicht hochgezogen werden, da der Riemen erst in Kontakt treten soll, wenn die Zügel angenommen werden.

Diese Verschnallung wird auch Pullerriemen genannt

Es gibt auch extra Riemen zu kaufen, die man nur wie oben gezeigt verschnallen kann. Ich habe dafür allerdings einen normalen Sperrriemen genommen, ihn vom Gebissring durch die Lasche zum anderen Gebissring geführt und dann an der Lasche zugemacht.

Nachteile der heutigen Verschnallung

Die heutige Verschnallung des Sperrriemens stammt ursprünglich aus dem Militär und sollte bei Stürzen die Kieferbrüche der Pferde verringern. Dies ist heutzutage natürlich nicht mehr angebracht und leider ist daraus das Zuschnüren der Mäuler resultiert, was mehrere Nachteile mit sich bringt:

Das Gebiss wird gegen den Gaumen gedrückt und erschwert so das Abschlucken des Speichels, da das Pferd das Maul nicht mehr leicht öffnen kann, um den Druck vom Gaumen zu nehmen. Daher sieht man auch auf vielen Reit- und Turnierplätzen viele sehr stark speichelnde Pferde… Probiert es doch selber mal aus und drückt euch bei geschlossenem Mund die Rückseite eines Löffels gegen den Gaumen. Nun versucht zu schlucken. Geht das?

Weiterhin wird durch das Zuschnüren das Kiefergelenk festgehalten, welches sich verspannt und dem Pferd schmerzen zufügt. Nicht nur durch die Verspannung, sondern durch die aufeinander gepressten Zähne können die Stöße beim Auftreten nicht korrekt abgefedert werden, was zu Schädigungen der Wirbelsäule und der Gelenke führen kann. Joggt doch selber mal ein paar Schritte mit zusammengebissenen Zähnen. Wie fühlt sich das für euch an?

Wird der Sperrriemen um das Maul zu fest gezogen, so kann es auch vor allem bei Pferden mit kurzer Maulspalte dazu kommen, dass das Gebiss zu sehr in die Maulwinkel gezogen wird, denn der Riemen sitzt in der Kinngrube. Dadurch können die Maulwinkel einreißen, was sehr schmerzhaft ist.

Sperrriemen mit zwei Fingern Luft um das Maul des Pferdes verschnallt

Fazit

Der Sperrriemen dient nicht dazu, dem Pferd zu verbieten sein Maul aufzumachen, sondern um den Druck der anstehenden Zügel umzuleitung und so die Hilfen zu verfeinern.

Wango z.B. wehrt sich gegen einen wie unten verschnallten Sperrriemen mit Kopfschütteln und ununterbrochenem Spielem mit dem Gebiss. Ihm ist das sichtlich unangenehm und er lässt sich ohne Sperrriemen deutlich besser Reiten. Wahrscheinlich wurde bei ihm damals der Sperrriemen auch zu eng verschnallt.

Anna

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