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Stehenbleiben beim Aufsteigen

Fast die Hälfte aller Pferde laufen sofort nach dem Aufsteigen ohne die dazugehörige Hilfe los. Teilweise sogar bereits während des Aufsteigens, wenn der/die Reiter/in sich vom Boden abgedrückt hat. Etwa 2/3 dieser Reiter/innen stoppen ihr Pferd dann wieder und sortieren sich. Was ich allerdings erschreckend finde: das restliche Drittel lässt das Pferd einfach weiterlaufen, wurschtelt sich in den Steigbügel und sortiert währenddessen seine Zügel. Das sollte definitiv kein Dauerzustand sein und erst recht nicht zur Gewohnheit werden!

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Die Beschreibung trifft auf dich zu? Du bist davon genervt, dass dein Pferd einfach losgeht, aber weißt nicht, wie du es ihm abtrainieren kannst? Oder reitest du dein Jungpferd in kommender Zeit ein und möchtest dieses „Phänomen“ gar nicht erst ausprägen? Dann bist du hier richtig 😉

Die Basis muss stimmen

Das Losgehen beim Aufsteigen ist reine Erziehungssache. Es beruht auf gegenseitigem Respekt, wie eigentlich alles im Pferdetraining. Daher check mal, wie sich dein Pferd beim Führen verhält. Vielleicht musst du bereits da angreifen? Stimmt hier alles, dann beobachte dein Pferd, ob es zögerlich an die Aufsteighilfe geht oder sich gar weigert. Das kann ein Zeichen von Schmerzen sein, die du bzw. das Equipment beim Reiten auslöst. Also nächster Schritt: Equipment checken (lassen).

Ist auch da alles im grünen Bereich, ist das Stehenbleiben beim Aufsteigen eine reine Trainingssache. Bei jungen Pferden geht es schneller zu beseitigen, bei älteren Pferden, wo sich das „Gelernte“ bereits gefestigt hat, dauert es eben ein wenig länger. Und ja, ich habe bewusst „Gelernte“ geschrieben, da du deinem Pferd dieses Verhalt schlicht und einfach hast durchgehen lassen. Somit hat es dies als richtig empfunden und gelernt: Mein/e Reiter/in steigt auf, ich muss losgehen.

Das Losgehen beim Aufsteigen abtrainieren

Ich habe meinem Pony bereits beim Anreiten beigebracht, dass er auf mein Signal zum Antreten warten muss. Das ist für mich auch einfach ein Sicherheitsaspekt. Und er wartet wirklich IMMER! Vorab noch eine Sache: Es ist Rückenschonender und angenehmer für das Pferd, wenn du mit einer Aufsteighilfe arbeitest. Wie du dein Pferd an der Aufsteighilfe parkst, habe ich dir im vorherigen Beitrag erklärt. Dort siehst du auch ein Video von Wango und mir, wie er sich an die Aufsteighilfe stellt, mich in Ruhe aufsteigen lässt und mit dem Antreten so lange wartet, bis ich ihm die Hilfe dafür gebe.

Im Prinzip ist der Vorgang bei einem bereits gerittenen Pferd, bei dem sich das selbstständige Losgehen schon eingebürgert hat, der gleiche, wie bei einem Jungpferd. Gehen wir mal ein paar Szenarien durch:

  1. Dein Pferd geht (einen Schritt) nach vorne

Manche Pferde gehen „erst“ los, wenn du dich vom Boden abgestoßen hast, andere bereits vorher. Viele Reiter/innen machen hier den Fehler das Pferd neu an die Aufsteighilfe heranzuführen, anstatt es nach hinten zu korrigieren.
Was lernt das Pferd daraus? Durch das erneute Heranführen merkt das Pferd, dass es mit Vorwärtsgehen der Situation des Aufsteigens entkommen bzw. sie herauszögern kann.
Besser: Lass dein Pferd die Schritte wieder rückwärts treten, sodass es korrekt vor dir an der Aufsteighilfe steht. Das kannst du entweder mit Hilfe einer Gerte machen oder du gehst von der Aufsteighilfe runter, schickst dein Pferd rückwärts und startest einen neuen Versuch. Bei jungen Pferden kann ein Helfer von Vorteil sein, der ihm zusätzliches Vertrauen vom Boden aus gibt und es beim Aufsteigen hält.

  1. Dein Pferd weicht mit der Hinterhand von dir weg

Hier solltest du dir sicher sein, dass dein Pferd wirklich von dir weg tritt, um das Aufsteigen zu verhindern oder ob es sich lediglich ausbalancieren muss, während du dich in den Bügel stellst bzw. in den Sattel setzt. Findest du dich in einer solchen Situation wieder, mach bitte nicht den Fehler die Aufsteighilfe näher an dein Pferd zu stellen oder gar die entstandene Lücke zu ignorieren.
Was lernt das Pferd daraus? Auch beim Aufsteigen kann es sich bewegen, hinstellen etc. wie es möchte, ohne daraus Konsequenzen zu erfahren.
Besser: Nimm dir wieder deine Gerte zur Hand und drehe die Hinterhand deines Pferdes wieder zurück zu dir. Auch hier kannst du dir wieder einen Helfer holen, der sich auf die andere Seite des Pferdes stellt, um den Weg zu begrenzen. Aber Achtung! Pferde sind Fluchttiere und könnten dementsprechend den Weg nach vorne einschlagen.

  1. Dein Pferd tippelt unruhig auf der Stelle

Dies könnte ein Zeichen von Anspannung sein. Entweder weil es Angst vor der plötzlichen einseitigen Belastung hat oder vor dem Reiten allgemein oder vielleicht auch weil es zum Aufsteigen in eine Ecke gestellt wird. Hier ist der größte Fehler das Pferd noch mehr einzuengen, indem du z.B. die Zügel stark festhältst oder es zusätzlich durch einen Helfer oder die Gerte zu bedrängen.
Was lernt das Pferd daraus? Wahrscheinlich gar nichts! Es wird einfach nur noch nervöser und verliert im schlimmsten Fall das Vertrauen zu dir oder dem Gerittenwerden.
Besser: Stell dich mit Pferd und Aufsteighilfe in die Mitte des Platzes oder in die Zirkelmitte. So vermittelst du deinem Pferd, dass ihm jeder Fluchtweg offen ist. Steig nicht auf, wenn es zappelt, sondern beruhige es und gehe in kleinen Schritten vor. Stellst du z.B. deinen Fuß in den Bügel und dein Pferd bleibt stehen, nimmst du ihn wieder raus und lobst es. So machst du langsam weiter.

Fazit

Auch wenn dich das Losgehen direkt nach oder sogar beim Aufsteigen vielleicht nicht stört, sollte es nicht zur Gewohnheit werden. Es kann für dich gefährlich werden und ist einfach eine Form des Ungehorsams deines Pferdes. Achte genau auf die Zeichen, die es dir gibt, falls es vielleicht Schmerzen oder Ängste haben sollte und arbeite gezielt daran. Dann steht dem entspannten Aufsteigen nichts mehr im Weg.

Schreibt doch gerne mal in die Kommentare, ob euer Pferd beim Aufsteigen still steht und wartet oder ob es direkt losgeht. Mich würde auch sehr interessieren, ob euch soetwas stört oder ihr das einfach ignoriert? Und warum?

Deine Anna

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