Back to Basics

Nein! Ein Pferd braucht Grenzen

Anrempeln, am Menschen schubbern oder gar treten und beißen… Das wollen wir alle nicht von unseren Pferden und müssen dieses Verhalten korrigieren. Setzt du ihm da keine Grenzen, „testet“ es aus, wie weit es bei dir gehen kann. Im schlimmsten Fall wird es ein ausgedehnter Machtkampf zwischen dir und deinem Pferd. Das kann auch schon mal gefährlich werden! Daher solltest du dein Pferd auf ein Wort konditionieren, was ihm klar sagt „nein, ich möchte das nicht, respektiere das bitte“. Und wie du das machst, erkläre ich dir in diesem Beitrag.

Dein Pferd läuft weg, wenn du es unangebunden abstellst? Dann lies dir jetzt Teil 4 der Back to Basics-Serie durch…

Durch Grenzen zu einem partnerschaftlichen Verhältnis

Heutzutage hört man immer wieder von positiver Verstärkung und alles ohne Druck und Bestrafung. Viele verbinden Grenzen mit etwas Negativem, was die Beziehung zwischen dir und deinem Pferd schädigt. Das ist allerdings ganz und gar nicht der Fall, denn Grenzen gehören ebenso zu positiver Verstärkung! Setz dich einfach mal für eine halbe Stunde an die Wiese oder den Paddock deines Pferdes und beobachte die Herde. Was fällt dir auf?

Es gibt klare Regeln! Der Herdenführer zeigt, was jemand darf und was er gerade nicht möchte und da reicht meistens auch eine kleine Geste. Er ist z.B. derjenige, der den Weg vorgibt oder seine Herdenmitglieder zur gegenseitigen Fellpflege einlädt. Häufig passiert das sogar direkt nach der Maßregelung. Dies gibt der Herde Sicherheit. In der Mensch-Pferd-Partnerschaft bist du der Herdenführer und somit für die Sicherheit deines Pferdes verantwortlich. Du hast die Berechtigung „Nein“ zu bestimmtem Verhalten zu sagen, welches dir nicht passt.

Merke!
Grenzen machen den Umgang mit deinem Pferd kontrollierbar und beugen Unfälle vor…

Im Umkehrschluss heißt das also: darf ein Pferd alles machen, verunsicherst du es. Stress und Überforderung ist die häufigste Folge, denn dein Pferd fühlt sich auf sich allein gestellt bzw. sieht sich selbst in der Position die Herde (dich) zu führen. Stress kann eine Reihe von weiteren Folgeschäden auslösen. Diese Kette könnte ich unendlich weiterführen, das würde hier aber den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Allerdings solltest du auch IMMER die Ursache für das Verhalten deines Pferdes suchen.

Konsequenz: Nein heißt Nein

Ich sage grundsätzlich in für mich gefährlichen Situationen „Nein“ in einem scharfen Ton. Gefährliche Situationen sind unter anderem losreißen, treten und umlaufen. Auch wenn ich Wango „parke“ oder anbinde, hat er dort stehen zu bleiben und sich nicht das Halfter vom Kopf zu ziehen. Dann erfolgt ein kurzes, scharfes „Nein“ als Korrektur. Doch wie habe ich ihm beigebracht auf dieses Wort hin sein Verhalten einzustellen?

Halfter abstreifen

Ich lege großen Wert auf ein Training ohne Gewalt! Gewalt führt zu Angst und Resignation und das wollen wir in einer Partnerschaft nicht. Worte sind hier stärker als Kraft. Das erlernen des Wortes „Nein“ ist ein normaler Lernprozess beim Pferd. Such dir dazu erst einmal eine einfache Situation, z.B. das Schubbern am Menschen aus. Ich mag das gar nicht, wenn sich mein Pony unaufgefordert an mir kratzt. Fängt es also damit an, ertönt ein scharfes „Nein“. Häufig schaut das Pferd dann schon hoch und unterbricht sein Verhalten.

Beginnt dein Pferd nach kurzer Pause von neuem, wiederholst du dein Kommando. Ignoriert es dich, stampfst du mit dem Fuß auf. Spätestens dann sollte es reagieren. Gehe nun einen Schritt auf dein Pferd zu, wenn es zu aufdringlich wird.

Als nächsten Lernschritt, darfst du dein Pferd auch bei Nichtgehorsam am Strick, durch kurzes Zupfen, darauf aufmerksam machen. Wiederhole nun dein „Nein“. Nach einigen Tagen wird sich dein Pferd dieses Wort eingeprägt haben und der Situation schnellstmöglich aus dem Weg gehen. Du musst nur immer konsequent und authentisch sein, damit es dich auch für voll nimmt und weiß, dass du es ernst meinst.

Hat es sein Verhalten mit diesem Wort verknüpft, kannst du es auch auf andere Situationen übertragen. Glotzt es sich z.B. beim Spazierengehen an einer Sache fest, kannst du dieses Verhalten mit einem „Nein“ unterbrechen und entschärfen. Somit beugst du die evtl. folgenden Gefahrensituationen vor und verhilfst deinem Pferd zum Umdenken. Wie du siehst, verbietest du deinem Pferd dadurch nicht nur Dinge, sondern hilfst ihm zu merken, dass es in bestimmten Situationen keine Angst haben muss.

typische Fehler in der Verwendung

  1. Den Namen als Korrektur bzw. Bestrafung nutzen
    Das ist ein sehr häufiger Fehler, dass Menschen den Namen ihrer Tiere sagen, wenn diese etwas unerwünschtes tun. Somit verbindet das Tier seinen Namen allerdings mit etwas Negativem, was eher kontraproduktiv für das Training sein kann. Deshalb immer unbedingt ein eigenständiges Wort, wie „Nein“ benutzen und nie den Namen vorweg sagen!
  2. Keine Konsequenz
    Ach heute bist du so süß, heute darfst du dich ausnahmsweise mal an mir schubbern…“ NEIN! Hast du für dich einmal beschlossen, dass dein Pferd etwas nicht tun darf, dann darf es das auch verdammt nochmal nicht. Ausnahmslos! Heute ja, morgen nein verwirrt dein Pferd und du wirkst in deiner Führungsposition unglaubwürdig.
  3. „Nein“ auch im Training beim Lernprozess nutzen
    Hier hat das Wort nichts zu suchen, da dein Pferd auf ein Signal hin etwas ausprobieren soll. „Nein“ verwendest du nur, um ein Verhalten zu unterbinden bzw. vorzubeugen, nicht um ein Pferd in seinem Lernen zu korrigieren.

Wie machst du deinem Pferd klar, dass es sich gerade falsch verhält? Hast du auch ein bestimmtes Wort oder bist du bereits in die „Namensfalle“ getappt? 😉

Deine Anna

jetzt weiterlesen in Teil 6: „Nähe und Distanz bewahren“

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