Darf ich mein Pferd nach der Hufbearbeitung reiten?
Bei der folgenden Frage, ob man sein Pferd nach der Hufbearbeitung bewegen darf, die mir eine Leserin per Mail stellte, habe ich meinen Schmied und meine Trainerin um Rat gefragt:
Hallo Liebes Team von Wangoanni!
Seit nun einem knappen Jahr bin ich stolze Besitzerin einer Haflinger-Stute. Sie ist mein erstes eigenes Pferd, weshalb ich noch ein paar Fragen speziell zur Pflege und Gesunderhaltung habe. Dadurch bin ich auf diesen Blog gestoßen. Leider habe ich hier auch keine Antwort auf meine Frage bekommen, ob ich meine Stute nach der Hufbearbeitung reiten oder generell bewegen darf. Also habe ich mir gedacht ich schreibe euch mal eine Mail, da diese Frage sicher auch anderen Pferdebesitzern unter den Nägeln brennt.
Meine Stute läuft barhuf und ich habe eine Hufpflegerin, die alle 6 Wochen zum Ausschneiden kommt. In dem Reitstall, wo ich reiten gelernt habe, wurde es immer so gehandhabt, dass am Tag des Hufschmieds die Pferde anschließend 24 Stunden nicht mehr geritten werden durften. Der Besitzerin meiner vorherigen Reitbeteiligung war das allerdings egal. Ich glaube bei dem Thema scheiden sich die Geister und meine Hufpflegerin hat mir darauf auch keine konkrete Antwort geben können, sondern nur, wenn das Pferd nicht fühlig läuft oder gar lahm ist, kann ich es bewegen.
Spricht denn irgendetwas konkretes dagegen das Pferd nach der Hufbearbeitung zu trainieren? Es ist ja quasi wie Nägel schneiden beim Menschen oder? Sie bekommt ja keine Eisen drunter. Ich bin sehr gespannt, was ihr dazu sagt.
LG Elisabeth
Hallo Elisabeth,
Vielen Dank für deine ausführliche Nachricht! Du hast recht, das ist ein heiß diskutiertes Thema, über das ich mich auch schon mit meinem Schmied und meiner Trainerin unterhalten habe. Fakt ist: Wenn deine Stute gesund ist und der Huf nur ausgeschnitten bzw. abgeraspelt wird, spricht nichts gegen das anschließende Bewegen. Anders ist das allerdings, wenn eine Stellungskorrektur stattfindet. Das heißt wenn dein Pferd z.B. durch eine Fehlstellung der Gliedmaßen die eine Seite des Hufs stärker abreibt, als die andere und deine Hufpflegerin diese Ungleichmäßigkeit begradigt.
Du musst dir das so vorstellen, dass die Sehen, Bänder und Knochen deines Pferdes sich auf die Fehlstellung auslegen. Wird nun der Huf gleichmäßig geschnitten, liegt eine Überbelastung der Bänder vor, an die sich dein Pferd erstmal wieder gewöhnen muss. In diesem Fall wäre es nicht ratsam im Anschluss zu Reiten oder zu Longieren. Allerdings könntest du z.B. auf weichem Boden spazieren gehen.
Und wie ist das mit Hufeisen?
Der Vollständigkeit halber, gehe ich nun auch noch einmal auf beschlagene Pferde ein. Hier liegt nach dem Schmiedtermin bei fast jedem Pferd eine Irritation der Bänder, Sehnen und Knochen vor. Bereits beim Abnehmen der alten Eisen kann es zu einer Dehnung der Bänder und Sehnen oder sogar der Gelenke kommen. Spätestens beim Aufnageln der neuen Eisen entsteht ein Trauma in den Gelenken, das von den Schlägen auf die Hufunterseite resultiert. Auch hier werden zusätzlich die Bänder und Knochen belastet.
Auch beim Beschlagen kann die Huf- und Beinstellung korrigiert werden und manchen Pferde bekommen sogar einen Spezialbeschlag. Gerade in diesen Fällen freuen sich Pferde über einen oder sogar 2 Tage Pause, um sich an die Umstellung zu gewöhnen.
Meine Trainerin rät mir grundsätzlich dazu mein Pony, zumindest am selben Tag, nicht mehr zu bewegen. Laut meinem Schmied wäre das allerdings kein Problem. Ich handhabe es trotzdem so, dass ich ihn erst am nächsten Tag wieder ins Training hole, um ihn nicht zusätzlich zu stressen.
Ich hoffe ich konnte dir, und weiteren Leser:innen, mit meiner Antwort weiterhelfen. Ein guter Schmied/Hufpfleger sollte dir da allerdings ebenfalls weiterhelfen können, da er dein Pferd kennt und weiß, was er da tut 😉
Ein Kommentar
Anonymous
HotteHü