Gerte, Sporen und Hilfszügel – wertvolle Hilfe oder Bestrafung?
Das Benutzen von Gerte, Sporen oder gar Hilfszügeln beim Reiten spaltet heutzutage die Reiterwelt. Die einen sehen und benutzen die sogenannten Hilfsmittel mit Bedacht und zum verfeinern ihrer Hilfen. Andere schenken ihnen keine Beachtung oder setzen sich sogar für ihren Verbot ein. Und wieder andere haben den Sinn von Hilfsmitteln komplett verfehlt und missbrauchen sie. Ob und in wie weit Gerte, Sporen und Hilfszügel in der Pferdeausbildung nutzen, wie ihr Einsatz vorgesehen ist und warum sich immer mehr Reiter/innen von ihnen abwenden, das klären wir in diesem Artikel.
Inhalt
Die Gerte
Es gibt sie in den verschiedensten Ausführungen. Sinn und Zweck ist aber immer der Selbe: die Unterstützung in der Hilfengebung des/der Reiters/Reiterin.
Dafür kann die Gerte an verschiedenen Stellen des Pferdekörpers eingesetzt werden. Der häufigste Berührungspunkt ist die Flanke des Pferdes, wodurch die treibende Schenkelhilfe unterstützt wird. Durch touchieren des Oberschenkels wird es dazu veranlasst mit der Hinterhand überzutreten. Ein Auflegen auf die Kruppe kann z.B. mehr Hankenbeugung fordern und durch Anlegen an der Schulter wird diese seitwärts verschoben. Das kann nicht nur beim Reiten, sondern ebenso bei der Bodenarbeit von Vorteil sein, damit man nicht durch Verrenkungen seine Körpersprache beeinflusst.
Eine Gerte ist nicht dazu gedacht das Pferd durch Schlagen o.ä. zu Strafen!! Warum du das keinesfalls tun solltest, kannst du in diesem Artikel aus der „Pferderevue“ nachlesen, in dem eine australische Veterinärmedizinerin eine Studie vorstellt, wie schmerzempfindlich die Haut unserer Pferde wirklich ist.
Teilweise lehnen Reiter/innen das Mitführen einer Gerte auf dem Pferd ab, weil es Angst davor hat. Wieso hat es Angst vor der Gerte? Weil es wahrscheinlich bereits schlechte Erfahrungen damit gemacht hat… Dabei kann sie ein so hilfreiches Instrument sein, wenn man sie nur richtig einsetzt.
Ich persönlich nutze sie bei der Bodenarbeit und beim Reiten und mein Pony hat absolut keine Angst davor!
Die Sporen
Egal, wie die Sporen aussehen: sie dienen der/dem Reiter/in lediglich zur Verfeinerung der Schenkelhilfen und sanfter Impulsgebung.
Getragen und benutzt werden, sollten sie allerdings NUR von erfahrenen Reiter/innen mit einem ruhigen Schenkel. Durch leichtes Eindrehen der Fußgelenke soll die punktuelle Berührung am Pferdebauch das Pferd dazu animieren seine Bauchmuskeln einzusetzen bzw. anzuspannen, um einen höheren Versammlungsgrad ausführen zu können.
Sporen sollten allerdings nur selten zum Einsatz kommen und wenn dann nur als Korrekturmittel (eines bereits abgestumpften Pferdes) genutzt werden. Wichtig ist, dass die Hilfe der Sporen ausschließlich gemeinsam mit der Schenkelhilfe gegeben wird! So die Theorie…
In der Praxis kann man Reiter/innen beobachten, die ihr Pferd mit klopfendem Schenkel bei jedem Schritt mit den Sporen malträtieren. Teilweise sogar, bis das Pferd dort wunde Stellen davon trägt. Aber um das zu verhindern gibt es ja Sporenschutzgurte… *Sarkasmus aus* Dann ist es doch kein wunder, dass sich das reitende Volk immer mehr von Hilfsmitteln verabschiedet, die das Pferd eigentlich sensibler machen sollen.
Ich selbst reite auch ohne Sporen, allerdings liegt das daran, dass ich mich als Reiterin einfach noch nicht so weit fühle diese korrekt anzuwenden. Außerdem ist mein Pony nicht so abgestumpft, dass sie bei mir zum Einsatz kommen würden.
Die Hilfszügel
Mir bekannt sind 10-12 verschiedene Arten von Hilfszügeln, alle mit einer anderen Wirkung auf das Pferd. Was aber alle gemeinsam haben: Sie sollen dem Pferd eine bestimmte Haltung vermitteln.
Ob diese statische Haltung nun gut oder schlecht für den Bewegungsapparat des Pferdes ist, sei in diesem Moment erst einmal dahingestellt. Wichtig bei der Nutzung von Hilfszügeln, egal welcher Art, ist auf jeden Fall die korrekte Verschnallung. Mehr zu dem Thema kannst du in diesem Artikel lesen.
Werden Hilfszügel beim Reiten genutzt, gilt auch hier wieder, dass ihr Einsatz ausschließlich in Verbindung mit der regulären Zügelhilfe gegeben wird! Wie bei den Sporen bereits erwähnt, ist auch dieses Hilfsmittel nur zur Korrektur und nicht für die dauerhafte Nutzung gedacht und kann bei dem Pferd, gerade in unerfahrenen Händen, mehr Schaden als alles andere anrichten.
Probleme bei falscher Verschnallung sind z.B. Verspannungen in der Hals- und Rückenmuskulatur des Pferdes, eine wenig aktive Hinterhand, stärker werdende Vorhandlastigkeit bis hin zu Überbelastungen des Bänder- und Sehnenapparates.
Ich spreche mich an dieser Stelle als klare Gegnerin von Hilfszügeln aus und verwende sie dementsprechend nicht in der Ausbildung meines Ponys. Steckt man viel Zeit in eine korrekte Ausbildung, hat man am Ende ein gesundes und arbeitswilliges Pferd, das bis ins hohe Alter Spaß am Reiten hat.
Mach gerne auch bei der anonymen Umfrage mit ob und welches dieser Hilfsmittel du selber benutzt: (du kannst auch mehrere Antworten auswählen)