Was machst du, wenn sich dein Pferd verwirft?
Eine sehr interessante Frage zum Thema verwerfen kam von Julie:
Hallo Anna,
gab es in deinem Reiterleben mit Wango Zeiten, wo er sich verworfen hat? Wenn ja wobei und was hast du dagegen gemacht? Passiert das immer noch?
lg Julie
Hallo Julie,
Ja natürlich gab und gibt es Zeiten, wo sich Wango verwirft. Ich denke da kann jeder Reiter ein Lied von singen 😀 er hat sich immer sehr schlecht stellen und biegen lassen und sich dann verworfen. Meist bei Volten auf der rechten Hand, aber auch beim Schenkelweichen, Schulterherein und anderen Lektionen.
Bei diesem leider recht unscharfen Bild kann man z.B. super sehen, dass Wangos rechtes Ohr niedriger ist, als das linke. Wir befinden uns hier im Schulterherein auf der rechten Hand. Das könnte daran liegen, dass der Zug am linken Zügel zu stark ist, die Biegung bzw. Stellung also nicht weit genug zulässt.
Ausrüstung kontrollieren und Pferd durchchecken lassen
Bei Wango war das Verwerfen meist in Kombination mit einem aufgesperrten Maul. Daher war mein erster Schritt der Zahnarzt. Diagnose: Wolfszähne. Die mussten dann natürlich erstmal raus. Damit hatte die Geschichte allerdings noch kein Ende genommen. Er hat das Maul auch nach Wochen noch dabei aufgesperrt und die Zunge kam raus. Jetzt lag es entweder an meiner Zügelführung oder am Gebiss.
Ich bin mit einer normalen doppelt gebrochenen Wassertrense geritten. Mein erster Umstieg war auf ein einfach gebrochenes Gebiss und dann noch mal auf ein D-Ring-Gebiss. Dies liegt einfach viel ruhiger im Maul, wodurch das Aufsperren des Mauls schon mal weg war. Allerdings hat sich Wango trotzdem noch verworfen.
Mein nächster Schritt war also meine Zügelführung zu optimieren. Bevor ich auch nur einen Hauch von Stellung abgefragt habe, lag mein Fokus auf eine gute Anlehnung ohne großen Zügeldruck. War das erreicht, so ließ sich Wango auch viel besser stellen und biegen OHNE sich zu verwerfen. Linksrum ging dabei noch besser als rechtsrum.
Dann habe ich eine Pysiotherapeutin/Ostheopatin zu uns bestellt. Wango hatte starke Blockaden im Genick, was sicher auch seinen Teil dazu beigetragen hatte. Nach 3 Behandlungen auf ein halbes Jahr verteilt, wurde auch die rechte Hand besser.
Kleine, kurze Korrekturen
Wango tendiert trotz aller Maßnahmen noch immer ab und zu zum Verwerfen. Tritt dies auf, so korrigiere ich es, indem ich die Hand, bei der das Pferdeohr niedriger ist ein wenig höher nehme. Hilft dies nicht, so kommen leichte Arrets (Aufwärtsparaden) hinzu. Dazu achte ich vermehrt darauf, dass ich weniger mit den Zügeln und mehr mit den Schenkeln arbeite. Meistens hat dies dann bereits den gewünschten Effekt. Hilft alles nichts, so breche ich die Lektion ab und starte von neuem.
Ein Thema, was immer präsent sein sollte ist die Arbeit an der Balance. Sowohl an der des Pferdes, als auch an der eigenen!
Meine Vorgehensweise ist natürlich nicht auf jedes Pferd übertragbar und vielleicht auch nicht für jeden Reiter korrekt. Bei Wango und mir hat es allerdings geholfen. Pferde verhalten sich immer unterschiedlich. Auch die Ursachen können natürlich unterschiedlicher Herkunft sein.