abwechslungsreiche Stangenarbeit,  Übungen mit Hilfsmittel

Reitübung #15 – folge dem Kompass

Der Trab ist DIE Gangart, der auf Turnieren die größte Aufmerksamkeit geschenkt wird, die man als Reiter aber leider auch häufig nicht korrekt reitet! Das muss ganz klar gesagt sein… Zum Glück ist sie aber auch DIE Gangart, die man durch GUTES Reiten und entsprechendem Training am meisten verbessern kann. Dafür eignet sich die Reitübung #15 – folge dem Kompass perfekt. Das klingt doch erstmal gut oder?

Die Reitübung #15 konzentriert sich daher auf die Pferde, die durch eine schwache Hinterhand und einen verspannten Rücken ihre Eleganz im Trab verloren haben. Das sind die Pferde, die die Kadenz aus dem versammten Trab nicht in den starken Trab mitnehmen können. Und genau daran kannst du mit dieser Reitübung arbeiten. Das Geheimnis einer guten Trabverstärkung ist nämlich, das Pferd von hinten zu schließen. So erreichst du das Setzen auf die Hinterhand und die damit verbundene Brustkorbhebung, die du aus dem versammten Tempo mit in den starken Trab nimmst.

schwierigkeit

Schwierigkeitsgrad:

Trainingsziel und Voraussetzung

Das Trainingsziel ist also, die Kadenz im versammelten Tempo und der anschließenden Trabverstärkung zu erhalten. Ebenso soll der Schwung aus der Verstärkung mit in den versammelten Trab genommen und anschließend die Energie wieder freigesetzt werden. Es wird also nicht nur die Verstärkung verbessert, sondern ebenso die Versammlung.

Verstärkung ist das Ergebnis der Versammlung, denn das Pferd muss sich in den Hanken setzen und Last aufnehmen können, um Schub zu entwickeln.“

Leonie Bühlmann, klassische Dressurausbilderin

Voraussetzung für die Reitübung #15 ist, dass dein Pferd bereits so viel Kraft besitzt, dass es sich versammeln könnte. Vielleicht kennt es ja auch schon die (reelle) Versammlung und du möchtest diese nur ausbauen und erhabener wirken lassen. Die Verstärkung muss es noch nicht können, es sollte lediglich die Idee bekommen haben, dass es seine Schritte verlängern kann, denn diese folgt aus der Kraft der Versammlung.

Was benötige ich?

Um den Kompass auf deinem Reitplatz aufzubauen, benötigst du 4 Stangen von etwa 3 Metern Länge. Diese Stangen „erinnern“ dein Pferd in der Versammlung daran seine Beine anzuheben.

Aufbau und Durchführung

Die 4 Stangen legst du auf den Mittelzikel um X jeweils im 90°-Wnkel zueinander, also 2 auf der Mittellinie und 2 zwischen B und E. Dabei sollte der Abstand zwischen den horizontal und vertikal gelegenen Stangen etwa 2 Meter zueinander betragen. Der Name „Kompass“ kommt von der Linienführung, die du beim Reiten dieser Reitübung beschreibst.

Reitübung #15 - folge dem Kompass
Reitübung #15 – folge dem Kompass

Ich beschreibe dir im Folgenden 1 Durchgang auf der linken Hand geritten. Zur Orientierung findest du hier die Bahnpunkte im Dressurviereck.

Reite zunächst auf den Mittelzirkel im Arbeitstrab. Bei B wendest du nach links ab, sodass du mittig auf die Stange bei G zureitest. Dabei setzt du dich vermehrt in den Sattel und verlangsamst/versammelst somit das Tempo. Nachdem du die Stange überritten hast, steuerst du gerade auf E zu. Hast du nun die Zirkellinie wieder erreicht, aktivierst du die Hinterhand deines Pferdes und vergrößerst die Tritte. Aber nur bis zum nächsten Bahnpunkt! In diesem Fall wäre das dann D. Dort wendest du nun wieder ab, sodass du die Stange bei B mittig überquerst, wendest wieder ab zu G und vergößerst bei Erreichen der Zirkellinie erneut die Tritte, lässt also die Energie aus der Versammlung wieder raus. Auf dem Hufschlag bei E beendest du die Reitübung und gönnst deinem Pferd eine Pause.

Da diese Übung sehr anstrengend ist, solltest du vorerst nur den zuvor beschriebenen halben Durchgang trainieren. Mit zunehmender Kraft deines Pferdes, kannst du auch einen ganzen Durchgang veruschen. Der Vollständigkeit halber, beschreibe ich dir nun, wie es ab B weitergeht: Wende erneut ab zu folgenden Stange bei D und passiere sie mittig im versammelten Tempo. Anschließend reitest du zu B, wo du bei erreichen der Zirkellinie wieder für einen viertel Zirkel die Tritte verlängerst. Jetzt befindest du dich bei G, wo du erneut mittig zur nächsten Stange abwendest, dein Pferd versammelst, diese mittig überreitest und den Punkt D ansteuerst. Dort angekommen folgst du dem Zirkel im vertärkten Tempo bis B, wo du die Übung beendest.

Ganz wichtig ist, dass der Bewegungsfluss und der Rhythmus im versammelten, sowie im verstärkten Tempo IMMER erhalten bleiben. Nur so kann eine ehrliche Hankenbeugung entstehen, die den Schwung in der Verstärkung verbessert und der Hinterhand deines Pferdes Kraft gibt. Deshalb beende die Reitübung #15 nicht erst dann, wenn du einen Durchgang geschafft hast, sondern bereits bevor dein Pferd müde wird!

Variation

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Schwierigkeitsgrad Variation 1:

  1. Zum kennenlernen der Reitübung #15, kannst du den Kompass auch erst einmal komplett im Arbeitstrab durchreiten. Der Ablauf ist ja nicht ganz so einfach… Dabei hast du aber bereits den Effekt, dass dein Pferd sich vermehrt konzentrieren muss und durch die Stangen und häufigen Wendungen seinen Rücken hebt und geschmeidig wird.
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Schwierigkeitsgrad Variation 2:

  1. Anstatt der Verstärkung auf der Zirkellinie, kannst du dort auch ein Schulterherein abfragen. Dies ist eine gute lösende Übung. Außerdem ist das Schulterherein eine kräftigende Lektion, die dein Pferd optimal auf die bevorstehende Versammlung vorbereitet.
Deine Anna

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