Der Winter kommt – Aufwärmphase verlängern?
„Zu Beginn des Trainings IMMER erst 10 Minuten im Schritt am langen oder hingegebenen Zügel reiten!„. So wird es jedem Reitschüler während der Reitstunde gesagt. Doch wie ist das im Winter bzw. bei kalten Temperaturen? Muss ich die Aufwärmphase dadurch verlängern?
Inhalt
Warum muss ich mein Pferd aufwärmen?
Fakt ist: dein Pferd muss vor dem intensiven Training immer ordentlich aufgewärmt werden, damit der Kreislauf angeregt, die Durchblutung gefördert und der Körper auf die bevorstehende Belastung vorbereitet wird. Dadurch kannst du das Risiko einer Verletzung minimieren. Würdest du gleich mit deinem Galopptraining starten, wenn du dein Pferd aus der Box geholt hast, sind gesundheitliche Schäden wie Zerrungen, Risse in den Muskeln, sowie der Bänder und Sehnen vorprogrammiert. Auch die Gelenke müssen erst ausreichend Gelenkflüssigkeit bilden, um Stöße großflächig abfedern zu können.
Je wärmer das Pferd ist, desto flexibler ist auch seine Muskulatur, die Sehnen und Bänder. Nur so kann es die volle Leitung abrufen. Gerade Verletzungen der Sehnen und Bänder kommen in der kalten Jahreszeit vermehrt vor, da der Pferdekörper länger braucht, um auf Touren zu kommen. Daraus lässt sich schließen:
Ein Rezept für die optimale Länge der Aufwärmphase gibt es nicht! Aber je kälter die Außentemperatur, je älter das Pferd ist, je mehr Muskelmasse es hat und je intensiver das anschließende Training sein wird, desto länger solltest du die Aufwärmphase gestalten! Denke daran: Jedes Pferd ist ein eigenes Individuum!
Die ideale Aufwärmphase
15-20 Minuten sind das Minimum der Aufwärmphase, die du im Schritt verbringen solltest. Dabei kannst du, je nach Ausbildungsstand des Pferdes, Schenkelweichen und Seitengänge gegen Ende einbauen und auch die Aufrichtung variieren.
Um die ideale Dauer für dein Pferd ermitteln zu können, würde dir nur die Thermografie weiterhelfen. Dabei wird die Wärmestrahlung z.B. an den Pferdebeinen gemessen, die mindestens bei 28°C liegen sollte. Einen sehr interessanten Artikel zu dem Thema Thermografie kannst du hier bei freundpferd.de lesen.
Schnelleres Aufwärmen durch Alternativen?
In vielen Ställen gibt es Solarien, unter denen Reiter ihre Pferde gerne vor dem Reiten parken. Durch die Strahlung werden aber nur die obersten Hautschichten erwärmt, nicht aber die Tiefenmuskulatur, die nur durch die Durchblutung angeregt wird. Diese steigt allerdings nur bei Bewegung. Daher ersetzt bzw. verkürzt es nicht die Aufwärmphase. Im Gegenteil, es lässt das Pferd in einen Entspannungsmodus fallen, der es nicht optimal auf das bevorstehende Training vorbereitet.
Ebenso wenig helfen Bandagen, Gamaschen oder sonstiger Beinschutz, um die Temperatur in den Beinen zu steigern. Hier entsteht lediglich eine Stauwärme während des Trainings, die sich kontraproduktiv auf die Sehnen und Bänder auswirken kann.
Fazit
Gerade im Winter ist es sehr wichtig das Pferd durch Bewegung im Schritt ausreichend aufzuwärmen. Dabei wird eine Mindestzeit von 20 Minuten empfohlen, in der das Pferd nicht nur am langen oder hingegebenen Zügel durch die Bahn trotten sollte, sondern die kreativ gestaltet werden kann, um gleichzeitig die Aufmerksamkeit und Leistungsbereitschaft des Pferdes zu steigern. Die Aufwärmphase kann durch nichts ersetzt und sollte auch nicht verkürzt werden, um dein Pferd lange gesund zu erhalten!