Lektionen reiten

Der Schritt – die Wohlfühl-Gangart

Der Schritt ist die Wohlfühl-Gangart des Pferdes und nicht nur für ein gesundes Aufwärmen unumgänglich, sondern er ist auch die schonenste Art Knochen und Gelenke gesund zu erhalten.

In der Agenda kannst du den Beitrag über das Erarbeiten des korrekt gerittenen Schritts überspringen und direkt zu den weiteren Lektionen, die du im Schritt reiten kannst, springen. Klicke einfach auf „weitere Lektionen“!

Bewegungsablauf

Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, ist der Schritt die schwierigste Gangart. Das Pferd läuft hierbei in einem Viertakt ohne Schwebephase. Die Reihenfolge der Beinbewegung lautet: VL – HR – VR – HL

Dabei bilden die gleichseitigen Beinpaare die sogenannte „V-Phase“. Um sich auszubalancieren nutzt das Pferd vermehrt seinen Hals. Dies äußert sich in einer Nickbewegung nach vorwärts-abwärts.

Hilfengebung

„Ach das ist doch ganz einfach!“ Ist es das? Denn viele Reiter haben Angst davor „richtig“ Schritt zu reiten und bauen ihn deshalb kaum in ihr Training ein. Der Schritt stellt hohe Anforderungen an den Reiter, denn er muss durch korrekt gegebene Hilfen unterstützt und gefordert werden:

  • Die Schenkelhilfen ergeben sich durch das Schreiten des Pferdes von selbst, indem das Pferd sich durch das Schwingen des Bauches die Schenkelhilfen von selbst abholt
  • NUR treiben, wenn das Pferd das Tempo nicht beibehält und dann auch nur mit dem Schenkel, gegen den der Bauch des Pferdes zu diesem Zeitpunkt schwingt
  • Mit den Händen muss die natürliche Nickbewegung des Pferdes zugelassen werden und die Leichtigkeit darf dabei nicht verloren gehen
  • Deine Hüfte schwingt im Takt des Pferdes in Form einer liegenden 8 mit OHNE zu schieben und dadurch den Takt zu stören

Wie erarbeite ich mir einen korrekten Schritt?

In keiner anderen Gangart lassen sich Mängel in der Ausbildung von Pferd und Reiter so gut beurteilen wie im Schritt. Taktstörungen, fehlende Losgelassenheit, Verspannungen und Wegdrücken des Rückens werden sichtbar.

Zu aller erst solltest du dafür deinen Blick schulen. Setze dich ein paar Minuten in der Woche an den Paddock/die Weide und beobachte die Pferde. Zähle den Takt von 1-4 mit. Erkennst du die V-Phase und die Nickbewegung? Wann geht das Pferd dabei mit dem Kopf vor? Anschließend machst du das Gleiche am Reitplatz und beobachte die Pferd-Reiter-Paare. Achte auch hier wieder auf die oben genannten Punkte.

Im nächsten Schritt bittest du jemanden erfahrenes (Trainer) dich und dein Pferd an die Longe zu nehmen. Wenn du magst, kannst du die Augen schließen und auch hier den Takt von 1-4 mitzählen oder die Hufe nennen, die gerade ab- bzw. auffußen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Der Longenführer kann dir hierbei Hilfestellung geben. Spüre, wie dein Pferd sich durch das Vorfußen der Hinterbeine seine treibende Hilfe selbst an deinem Schenkel abholt und lasse dich von der Bewegung tragen.

Der dritte Schritt ist nun, dass du dich im Schritt im Spiegel beobachtest. Habt ihr keinen Spiegel, dann kannst du dich auch mitfilmen bzw. filmen lassen. Dabei kannst du ein besonderes Augenmerk auf dich legen und es (hinterher) analysieren. Hab keine Angst vor der Analyse, denn nur so kannst du deine Fehler sehen und verbessern und kommst dem korrekten Schrittreiten immer näher.

Mit Hilfe dieses Videos erarbeitest du nun deinen IST-Zustand des Schritts:

Checkliste Pferd

  • Klarer Viertakt
  • Raumgreifende Bewegung
  • Fleißiges Vorwärts
  • V-Phase

Checkliste Reiter

  • Nur bei Bedarf treiben
  • Lockeres mitgehen mit der Hüfte
  • Zulassen der Nickbewegung
  • Blick durch die Ohren des Pferdes

Kannst du nach und nach alle Kriterien bei dir und deinem Pferd abhaken, so seid ihr auf einem guten Weg zu dem korrekt gerittenen Schritt. Überprüfe deinen Schritt ca. 1x im Monat anhand dieser Checklisten.

Mögliche Fehler

  1. Du beschäftigst dich nicht mit dem Schritt… Sei es aus Unwissenheit oder aus Angst etwas „kaputt“ zu reiten. Reitest du gar keinen Schritt, machst du dein Pferd genauso kaputt!
  2. Dauerhaftes, falsches Treiben… darunter fallen beidseitiges Treiben, welches vom Pferd oft falsch verstanden werden kann oder ein klopfender evtl. auch zu stark eingesetzter Schenkel. Dadurch stumpft das Pferd ab oder ignoriert deine treibende Hilfe schlicht und einfach. Treibst du gar nicht, so beginnt dein Pferd zu schlurfen und fällt auf die Vorhand.
  3. Unfeine Hand… durch eine starre Hand, die nicht mit der Nickbewegung des Pferdes mitgeht, erreitest du dir ein verspanntes Pferd, was sich ungern an die Reiterhand heran dehnt und im schlimmsten Fall in einen passartigen Schritt fällt.
  4. Zu starke Handbewegung… im Gegenteil zur steifen Hand folgst du der Nickbewegung zu stark und verlierst immer wieder den Kontakt zu Pferdemaul. Dabei kann keine Anlehnung entstehen.
  5. Schiebendes Becken… nutzt du dein Becken aktiv als treibende Hilfe, indem du es nach vorne und hinten schiebst, störst du den fließenden Takt deines Pferd. Es verspannt und kann nicht mehr unter den Schwerpunkt treten.
  6. Blockierendes Becken… das Gegenteil vom schiebenden Becken ist das blockierende Becken, wobei du dich steif machst und ebenso die Bewegung des Pferdes blockierst. Das Pferd kommt ins Stocken.

Übungen zur Verbesserung des Schritts

Da du nun weißt wie wichtig der korrekt gerittene Schritt für dein Pferd ist und wie du ihn dir erarbeitest, folgen nun weitere wichtige Schritte im Laufe der Pferdeausbildung. Der Schritt ist nicht nur dafür da, um endlose Runden und Bahnfiguren auf dem Platz zu drehen, sondern auch um neue Lektionen zu erlernen. Warum? Weil dein Pferd und du im ruhigen Schritt die Bewegungsabläufe neuer Lektionen kennen lernen und sie leichter auszuführen sind. In den schnelleren Gangarten Trab und Galopp kann es diese nun bereits bekannten Bewegungen anschließend leichter ausführen.

MERKE: Bewegungsabläufe können im Trab und Galopp nur korrekt ausgeführt werden, wenn sie bereits im Schritt einwandfrei klappen!

Daher lernst du nun 3 neue Übungen für deine Schrittarbeit kennen, die dich und dein Pferd beim Reiten ein ganzes Stück voranbringen und den Schritt verbessern:

weitere Reitübungen findest du hier!

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