plötzlicher Bewegungsmangel – was macht er mit meinem Pferd?
Jede:r Pferdebesitzer:in weiß: Viel Bewegung hält Pferde gesund! Das ist nicht nur abhängig von der Haltungsform, sondern auch vom Training. Alter und Rasse des Pferdes, spielen hier auch eine große Rolle. In diesem Beitrag geht es vor allem darum, was plötzlicher Bewegungsmangel mit dem Pferd macht. Aber was bedeutet denn plötzlich? Hat dein Pferd über Monate und Jahre hinweg ein ausgeglichenes Training genossen, du hast dein Sportpferd z.B. 6-7x die Woche gearbeitet, und von einem auf den anderen Tag hat es nichts mehr zu tun…
Inhalt
Gründe für plötzlichen Bewegungsmangel
Dies kann mehrere Gründe haben:
- dein Pferd hat sich auf der Weide oder beim Training eine Verletzung zugezogen
- es friert draußen und es wäre zu gefährlich die Pferde rauszustellen und im schlimmsten Fall hast du keine Halle an deinem Stall
- du darfst krankheitsbedingt kein Sport machen
- du fährst in den Urlaub und hast niemanden, der dein Pferd weiter trainiert
- dein Pferd soll nach erfolgreicher Karriere in die wohlverdiente Rente gehen
All diese Dinge passieren mehr oder weniger plötzlich und du hast meist keine Möglichkeit eine Alternative zu finden, dass dein Pferd sich weiterhin ausreichend bewegen kann bzw. darf.
Das passiert bei Bewegungsmangel
Der gesamte Organismus des Pferdes ist auf Bewegung ausgelegt. Dazu zählen der Stoffwechsel, die Verdauung und natürlich der Bewegungsapparat, also Muskulatur, Bänder und Gelenke. Zusammen mit Langeweile ist Bewegungsmangel eine gefährliche Kombination nicht nur physisch, sondern auch für die Psyche. Stress, Unausgeglichenheit, Verhaltensstörungen, Aggressivität und sogar Entzugserscheinungen sind die Folge. Häufig sieht man Pferde, die zu viel in der Box stehen koppen oder weben. Dies setzt die selben Endorphine frei, wie das tägliche Training.
Neben den psychischen Störungen durch plötzlichen Bewegungsmangel, kommen die körperlichen Probleme. Das Verdauungssystem benötigt regelmäßige Bewegung, um das aufgenommene Futter korrekt aufzunehmen und weiter zu fördern. Es droht Kolikgefahr! Gelenke, Muskeln und Bänder werden durch Bewegung geschmeidig gehalten. Die Gelenke können keine Gelenkflüssigkeit mehr produzieren und werden steif. Muskulatur wird abgebaut und es kann zu Muskelschwund kommen. In den Beinen kann sich Wasser ansammeln, da das Lymphsystem die Bewegung benötigt, um zu arbeiten.
Auch die Belüftung der Atemwege wird eingeschränkt, da der Stoffwechsel nicht mehr korrekt arbeitet. Es kann zu Asthma, Stoffwechselkrankheiten oder Herz-/Kreislauferkrankungen kommen! All dies waren nur Ausschnitte davon, was in dem Körper deines Pferdes bei zu wenig Bewegung passiert…
Wenn ein Stillstand nicht verhindert werden kann
Es gibt Verletzungen, bei denen der Tierarzt Boxenruhe anordnet, teilweise sogar über mehrere Wochen. Dann kannst du nur die grauen Zellen deines Pferdes in Gang bringen, damit es zumindest psychisch in einem guten Zustand bleibt. Allerdings ist auch dies für viele Pferde sehr anstrengend und auslastend.
Beispiel: blau und gelb unterscheiden
Zeige deinem Pferd ein blaues und ein gelbes Kärtchen und veranlasse es dazu das blaue Kärtchen mit der Nase anzustubsen. Nun bringst du ihm dazu das Kommando „blau“ bei. Das gleiche wiederholst du auch mit gelb. Hat es das jeweilige Kommando mit der Farbe verknüpft, kannst du die Kärtchen z.B. gegen blaue und gelbe Pylonen austauschen. So kannst du überprüfen, ob die Verknüpfung der Farbe mit dem Kommando auch bei anderen Gegenständen funktioniert.
Andere Alternativen zum Denksport wären auch „ja“ und „Nein“ sagen in Form von Nicken und Kopfschütteln, oder Lächeln (Flehmen) auf Zeichen etc. Es gibt schon viele Kunststücke, die du deinem Pferd beibringen kannst, ohne dass es sich dabei bewegen muss. Hast du vielleicht einfach nur keine Halle? Dann findest du hier tolle Denkanstöße für das Training in der dunklen Jahreszeit. Du kannst außerdem im Gelände spazieren gehen oder Bodenarbeit auf einer ebenen Schneedecke machen, sofern das Pferd sich bewegen darf.
Achte bei absoluter Boxenruhe aber unbedingt darauf, dass dein Pferd durch den Bewegungsmangel nicht verfettet! Du muss dabei die Futterration anpassen und nicht zu viele ungesunde Leckerlis geben 😉 Ansonsten besteht spätestens im Frühling akute Rehegefahr!
mein Pferd in Rente schicken
Auch der Ruhestand wird bei vielen Pferd zu plötzlich eingeführt, auch wenn sie weder krank, noch verletzt sind, sondern einfach nur ein gewisses Alter erreicht haben. Wichtig bei der Rente ist das langsame Abtrainieren des Pferdes nach Plan. Stellst du dein Pferd einfach von jetzt auf gleich auf die Weide und besuchst es nur noch ab und zu mal, kann es sich schnell „nicht mehr gebraucht“ fühlen und unter Depressionen leiden. Es gibt natürlich auch Außnahmen! Aber auch um einen Rentner kann man sich noch nach dem abtrainieren 2-3x die Woche kümmern und z.B. Spazieren gehen oder ihn auch einfach nur putzen und lieb haben.
Abtrainieren bedeutet hier einfach nur, dass du langsam die Trainingsintensität reduzierst und immer mehr Tage einführst, an denen du z.B. nur Wellness oder Spaziergänge mit deinem Pferd machst. Der Trainingsplan sollte aber mit einem Tierarzt, Physiotherapeuten und/oder erfahrenen Trainer abgesprochen werden.